de
picturis meis
Am
Anfang meines Schaffensprozesses steht die Photographie.
Das Auge analysiert, wählt, entscheidet. Durch die
Photographie
nehme ich die Außenwelt in mich auf, erspüre und
beobachte ich.
Wenn
ich auf „Motivjagd“ gehe, stelle ich alle Sinne
„nach außen“.
Ich gehe und beobachte. Manchmal habe ich ein bestimmtes Ziel, manchmal
nicht.
Wenn ich etwas oder jemanden gefunden habe, nehme ich mir Zeit zum
Beobachten.
Es kommt vor, dass ich auch nur beobachte... um zu einem
späteren
Zeitpunkt wieder zu
kommen. Ganz nach
Gefühl. Wenn es die Situation erlaubt, versuche ich
„näher“ heranzukommen,
Persönliches einzufangen. Das ist wichtig für das
Bild nachher.
Die
Wahl meiner Motive ist intuitiv.
Mich interessiert Seltsames, Unscheinbares, Schönes,
Abstoßendes, Unaussprechliches - Dinge
die leicht außerhalb des Gewöhnlichen
liegen. Dabei urteile ich nicht. Ich nehme einfach auf. Dokumentiere.
Nicht mehr, nicht weniger.
Dann
beginnt die Malerei, mein Element.
Malen ist eine der forderndsten und intensivsten Tätigkeiten,
die ich kenne. Beim Malen ist es mir unmöglich an etwas
anderes zu denken. Wenn
ich male gibt es nur meine Augen, mein Werkzeug und meine
Hände. Ich schließe
ich mich von der Außenwelt ab,
vermeide Störungen. Ich vergesse Zeit und Raum und gebe mich
völlig der Malerei
hin.
Anders
als bei der Photographie stellt sich in der Malerei die
Frage nach der Echtheit nicht. Malerei ist immer gefiltert durch das
Auge und
die Hand des Malers. Er fügt seinem Bild seine eigene Wahrheit
bei. In dieser
Wahrheit liegt das Geheimnis der Malerei.
Meine
Bilder sind Momentaufnahmen, aber ganz selbstverständlich
und selbstständig fließt mein Wissen um das Vorher
und das Nachher des
Momentes, mein Wissen um die Gesamtsituation in meine Malerei mit ein.
Aus
Momentaufnahmen werden Geschichten!
Einem
chinesischen Sprichwort zufolge, macht eine gute
Geschichte aus Ohren Augen.
Ein
Maler macht aus einem Bild eine Geschichte.

photographie
von Raffaele Celentano
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